Medienstationen für Museen und Ausstellungen selber machen

Medienstationen sind ein Schlüsselelement moderner Museumsdidaktik. Sie verbinden die Inhalte mit den Besuchern auf neue, anschauliche Weise. Filme, Bilder und interaktive Module eröffnen Zugänge, die klassische Exponate allein nicht bieten können. Sie ermöglichen es, Informationen zu vertiefen und selbstständig zu erkunden. Für Kinder bieten sie spielerische Anreize, für Erwachsene vertiefendes Wissen. Jede Station wird so zu einem Erlebnis, das die Ausstellung bereichert. Museen ohne Medienstationen wirken oft starr und wenig einladend. Mit ihnen werden die Inhalte lebendig, und die Vergangenheit erhält einen Platz in der Gegenwart.

Digitalität hat die Museumsdidaktik revolutioniert. Virtuelle Rundgänge, Augmented Reality und digitale Archive erschließen neue Welten. Besucher können historische Kontexte erleben, ohne dass die Originale Schaden nehmen. Tablets und Touchscreens machen Informationen zugänglich, flexibel und interaktiv. Auch für Schulen und Gruppen eröffnen sich so neue Lernformate. Gleichzeitig bieten digitale Tools die Möglichkeit, mehrsprachige Inhalte bereitzustellen und Barrieren abzubauen. Sie erweitern nicht nur den Bildungsauftrag, sondern auch die Reichweite der Museen. Digitalität ist kein Ersatz für das Original, sondern eine Bereicherung, die Wissen und Erleben miteinander verbindet.

Doch die Umsetzung solcher Technologien ist für kleine und mittlere Museen oft eine enorme Herausforderung. Die Kosten für die Anschaffung, Programmierung und Wartung von Medienstationen sind horrend. Dazu kommen hohe Anforderungen an technische Infrastruktur und Personal. In Zeiten klammer Kassen und sinkender öffentlicher Mittel müssen Museen Prioritäten setzen. Oft bleibt wenig Raum für Innovation, obwohl die Konkurrenz durch andere Freizeitangebote wächst. Fördergelder sind begrenzt und meist zweckgebunden, während die Basisausstattung vieler Häuser auf der Strecke bleibt. Es ist ein Balanceakt zwischen notwendigem Fortschritt und der Realität begrenzter Ressourcen.

Eine Möglichkeit, dieser finanziellen Belastung zu begegnen, ist die Eigenproduktion von Medienstationen unter Nutzung von Open-Source-Technologien. Plattformen wie Raspberry Pi oder Arduino bieten erschwingliche Hardware-Lösungen, die sich flexibel an die Bedürfnisse von Museen anpassen lassen. Mit freien Software-Tools können interaktive Inhalte entwickelt werden, ohne teure Lizenzen zu erwerben oder überbezahlte Agenturen zu beauftragen. Diese Ansätze erfordern zwar eine gewisse technische Expertise, bieten aber gleichzeitig eine enorme Freiheit und Individualität. Open-Source-Lösungen fördern außerdem den Austausch zwischen Institutionen, da viele Projekte öffentlich zugänglich sind und als Grundlage für eigene Ideen dienen können. So wird Innovation auch mit knappen Mitteln möglich.

Zwei Varianten der eigenen Medienstation sollen hier kurz vorgestellt werden: Eine zentrale und eine dezentrale Art. Sie sind zum Nachbau herzlich eingeladen!

Darstellung in HTML

Bei der Darstellung von Inhalten setzten wir auf eine einfache Lösung: Webseiten. Webseiten in HTML bieten eine unkomplizierte Möglichkeit, Informationen ansprechend und interaktiv zu präsentieren. Sie lassen sich mit vielen kostenlosen Editoren erstellen und sind plattformunabhängig nutzbar. Bereits mit Grundkenntnissen in HTML können ansprechende Seiten gestaltet werden, die Texte, Bilder und Videos integrieren. Dank ihrer Flexibilität und geringen Anforderungen eignen sich HTML-Seiten ideal für den Einsatz in Medienstationen. Museen können so ihre Inhalte individuell anpassen, ohne auf teure Spezialsoftware angewiesen zu sein. Diese Zugänglichkeit macht es selbst kleinen Einrichtungen möglich, moderne Technologien zu nutzen.

Ein paar Dinge für den HTML Code müssen wir jedoch schon im Vorhinein beachten. Zum einen soll auf der Medienstation kein Cursor eingeblendet werden, egal ob wir mit einem Touchscreen arbeiten, oder nicht. Den Cursor kann man im html-Quelltext verstecken. Dazu muss man im Kopf folgender CSS Style definiert werden:

cursor: none;

Zum anderen sollen bei Medienstationen, die aus mehreren Seiten bestehen, immer wieder die Startseite gezeigt werden, um allen Besuchern das gleiche Nutzungserlebnis zu bieten. Deswegen sollte die Seite nach einer Zeit der Inaktivität wieder auf die Startseite – typischerweise „index.html“ genannt – wieder zurückspringen. Das erreichen wir durch einen Eintrag im Kopf der Seite:

meta http-equiv="refresh" content="300;url=index.html"

Eine Unterseite für unsere Medienstation, auf die wir von unserer Index.html verlinken, könnte im Quelltext so aussehen:

<!DOCTYPE html>
<html lang="de">
<head>
    <meta charset="UTF-8">
    <meta name="viewport" content="width=device-width, initial-scale=1.0">
    <meta http-equiv="refresh" content="300;url=index.html">
    <title>Medienstation</title>
    <style>
        body {
            margin: 0;
            height: 100vh;
            display: flex;
            justify-content: center;
            align-items: center;
            font-family: Arial, sans-serif;
            background-color: #f4f4f4;
            color: #333;
            cursor: none;
        }
        p {
            font-size: 1.5rem;
        }
    </style>
</head>
<body>
    <p>Willkommen bei der Medienstation unseres Museums</p>
</body>
</html>

Kommen wir zur Hardware unserer Medienstation. Für die technische Umsetzung setzen wir auf den Raspberry Pi. Dieses kleine, erschwingliche Gerät bietet alle Funktionen eines vollwertigen Computers und ist ideal für den Einsatz in Medienstationen. Der Raspberry Pi ist energieeffizient, kompakt und vielseitig einsetzbar. Er kann problemlos Videos, Bilder und interaktive Anwendungen abspielen und unterstützt eine Vielzahl an Betriebssystemen und Software-Lösungen. Seine geringe Anschaffungskosten machen ihn besonders attraktiv für Museen mit begrenztem Budget. Zudem gibt es eine große Community, die umfangreiche Anleitungen und Support bietet, wodurch der Einstieg erleichtert wird. Mit dem Raspberry Pi lassen sich kreative, individuelle Lösungen für Medienstationen realisieren, ohne das Budget zu sprengen. Dabei benötigen Sie nicht einmal die neueste Variante: Ein Raspberry Pi 4 mit 4GB RAM reicht für unsere Medienstation vollkommen aus.

Die einfachste Form, eine Medienstation zu erstellen, ist eine dezentrale, Stand-Alone Variante. Vielleicht haben Sie ja einen Ausstellungsbereich, den Sie mit einer Medienstation aufwerten möchten, ohne großen Aufwand zu betreiben. Dann ist diese Lösung etwas für Sie.

Dezentrale Variante

Als Hardware nutzen wir:

    • Raspberry Pi
    • Monitor, bei Bedarf auch Touch-Screen

    Als Software nutzen wir:

    • Raspberry Pi OS, Open Source und kostenfreies Betriebssystem
    • Apache Webserver
    • Chromium Browser
    • AutoStar

    Die grundsätzliche Funktionsweise unserer Medienstation ist einfach und effektiv. Wir nutzen den Webbrowser Chromium, der im Full-Screen-Modus startet und eine Webseite anzeigt, die direkt auf unserem Raspberry Pi abgelegt ist. Die Webseite dient als Schnittstelle, auf der Texte, Bilder und Videos präsentiert werden können. Über den angeschlossenen Touch-Screen können Besucher interaktiv durch die Inhalte navigieren und Links anklicken, um weitere Informationen aufzurufen. Diese minimalistische, aber funktionale Lösung ist zuverlässig, ressourcenschonend und intuitiv bedienbar.

    Zunächst installieren Sie das Raspberry Pi OS. Wie das funktioniert, könnnen Sie hier nachlesen: https://www.raspberrypi.com/software/

    Richten Sie den Raspberry Pi so ein, dass Sie einen Benutzer und ein Passwort anlegen und ihn zumindest zeitweise mit dem Internet verbinden. Dieses ist wichtig, um Software herunterzuladen und zu updaten.

    Installieren Sie zunächst den Webserver: https://www.heise.de/tipps-tricks/Raspberry-Pi-als-Webserver-einrichten-so-klappt-s-4988855.html

    Ihren Inhalt als Webseite können Sie dann im Verzeichnis /var/www/html/ des Raspberry Pis ablegen.

    Jetzt kommt der wichtige Teil, nämlich der Autostart des Chromium Browsers, mit dem wir ja unsere HTML-Seite anzeigen wollen. Installieren Sie dazu folgendes Programm: https://github.com/Botspot/autostar

    Starten Sie Autostar und legen Sie einen neuen Autostart an. Nutzen Sie dazu folgenden Code:

    chromium = chromium-browser https://localhost --kiosk --noerrdialogs --disable-infobars --no-first-run --enable-features=OverlayScrollbar

    Nach einem Neustart sollte die Medienstation fertig sein!

    Zentrale Variante

    Hierbei gehen wir davon auf, dass Sie mehrere Medienstationen gleichzeitig installieren wollen. Um die Inhalte darzustellen bauen wir ein kleines Netzwerk auf, das über WLAN funktioniert. Nehmen wir für unser Beispiel ein Projekt, das aus drei Medienstationen für eine Sonderausstellung besteht.

    Wir benötigen also drei Raspberry Pi und drei Monitore. Installieren Sie Raspberry Pi OS auf einem der Rechner und vergeben Sie einen eindeutigen Hostnamen, z.B. medienstation1. Richten Sie diesen Rechner so ein, wie oben schon beschrieben wurde.

    Grundvorraussetzung für das Gelingen dieser Variante ist das Vorhandensein eines Netzwerkes, am besten eines WLANs. Vielleicht gibt es ja neben dem Besucher-WLAN noch ein oder zwei besonders geschützte Netze, denn Sie sollten auf gar keinen Fall ein ungeschütztes Netz verwenden.

    Installieren Sie auf den anderen Rechnern FullPageOS: https://github.com/guysoft/FullPageOS und konfigurieren es so, dass diese auf medienstation1 zugreifen. Allerdings müssen Sie für diese weiteren Medienstationen Unterordner in /var/www/html/ anlegen, sonst zeigen alle Medienstationen das gleiche an.

    Sie könnten auch einen Medienserver einrichte, der keine eigenen Medienstation darstellt. Der Vorteil dieser Variante ist, dass Sie die Inhalte an einem Punkt pflegen können.

    Fazit

    Medienstationen auf Basis von Raspberry Pi und HTML-Seiten bieten eine kostengünstige und leicht umsetzbare Möglichkeit, Ausstellungen aufzuwerten und interaktiver zu gestalten. Die Einfachheit der technischen Umsetzung erlaubt es, solche Stationen schnell an neue Inhalte anzupassen oder für andere Projekte wiederzuverwenden. Dadurch bleibt die Medienstation ein flexibles und nachhaltiges Werkzeug, das sich an die wechselnden Bedürfnisse und Themen eines Museums anpassen lässt. Gerade für kleine und mittlere Museen eröffnet dies eine Chance, moderne Technik einzusetzen, ohne das Budget zu sprengen, und die Attraktivität der Ausstellung zu erhöhen.