Fünf Jahre Herzog in Braunschweig

Ernst August und Viktoria Luise als das letzte Herzogspaar in Braunschweig von der Hochzeit 1913 bis zur Revolution 1918[1]

Christian Karl Frey, Wahrenholz

Die Geschichte des letzten Braunschweiger Herzogspaares begann in einem Pferdestall. Viktoria Luise schrieb in ihrer Biographie, dahin hätte sie Ernst August von Cumberland geführt, als dieser die Familie des Deutschen Kaisers besucht habe. Sein älterer Bruder, Georg Wilhelm, war bei einem Autounfall in Brandenburg gestorben. Der deutsche Kaiser schickte zwei seiner Söhne und ein paar Zieten-Husaren, um dem toten Erben der ehemaligen Könige von Hannover das letzte Geleit zu geben. Um sich für diese Freundlichkeit zu bedanken, wurde Ernst August nach Potsdam geschickt, wo er die Tochter des deutschen Kaiserpaares traf. Nachdem er zunächst recht verlegen gewirkt habe, so schildert Viktoria Luise in ihren Memoiren, habe sie ihn in den Pferdestall geführt und ihm ihre Vollblüter vorgeführt, schließlich sei er ein Kavallerist gewesen. Hier sei der junge Oberleutnant mehr und mehr aufgetaut: „die Unterhaltung wurde legerer und die Teestunde gemütlich.“[2]

Der junge Prinz machte Eindruck auf die kaiserliche Familie – und besonders auf die Tochter, die sehr viel später über diese Begegnung schrieb:

„Bei mir war es Liebe auf den ersten Blick. Ich war Feuer und Flamme. Schlagartig.“[3]

Nach einigem Hin und Her – denn die beiden Adelshäuser waren einander nach den Ereignissen von 1866, als Preußen Hannover annektierte, nicht gerade wohl gesonnen – durften die beiden heiraten. Mit dieser Hochzeit wurde ein Konflikt um den vakanten Braunschweiger Thron gelöst, der mit dem Tod des letzten welfischen Herzogs in Braunschweig begonnen hatte.[4] Wilhelm, der letzte amtierende Herzog der älteren welfischen Linie, war 1884 kinderlos gestorben. Die hannoverschen Welfen, die seit dem Verlust des Königreiches Hannover in Gmunden im Exil lebten, erhoben Ansprüche auf den Thron. Sie sahen sich als klar erbberechtigt an, was aber nicht nur in Preußen als nicht legitim angesehen wurde. Erhebliche Widerstände kamen auch von anderen Seiten.[5] Am 18. Oktober 1884 schickte Ernst August sen. sein Besitzergreifungspatent nach Braunschweig und machte bei den anderen deutschen Fürsten seine Ansprüche auf den welfischen Stammsitz geltend. In Braunschweig selbst stieß der Versuch Ernst Augusts auf wenig Gegenliebe, die Mitteilung, man habe einen Regentschaftsrat einberufen war die Antwort auf das Schreiben aus Österreich.[6]

Es war aber nicht nur die „Anhänglichkeit“ der Braunschweiger der älteren welfischen Linie gegenüber[7], die eine solche Reaktion hervorrief – es war auch die herrschende bürgerliche Schicht, die in dem Tod Wilhelms eine Chance sah. Im Jahr 1879 wurde in Brauschweig das neue Regentschaftsgesetz erlassen. In diesem wurde auch die Regelung zum Regentschaftsrat festgeschrieben: so konnte sich das Land die Unabhängigkeit bewahren. Dabei hatten die Verantwortlichen aber mitnichten die jüngere welfische Linie als mögliche Thronfolger im Sinn, ihnen ging es in erster Linie um die Bewahrung ihres Besitzstandes und ihrer Privilegien. Es ging um geringe Steuern und politische Gestaltungsmöglichkeiten jenseits adliger Interessen. 

Aus Braunschweig wurde nach Berlin gemeldet, man unterstütze die Avancen aus Gmunden nicht, was Preußen zur Zustimmung zum Regentschaftsgesetz brachte. Doch in einem preußischen Pferdestall im Jahr 1912 veränderte sich die Lage zugunsten der im österreichischen Exil lebenden Welfen drastisch.

Der alte Herzog von Cumberland verzichtete zugunsten seines Sohnes auf den braunschweigischen Thron, gab allerdings seine Ansprüche auf das untergegangene Königreich Hannover nicht auf. Der junge bayrische Oberleutnant Ernst August trat in die preußische Armee ein und musste sich verpflichten, jeden Anspruch auf Hannover fallen zu lassen.[8] Damit war der Weg frei für Viktoria Luise und Ernst August – und in Braunschweig sollte so ein neues Herzogspaar einziehen.

1913

Die Hochzeit wurde in Berlin gefeiert. Vom 21. bis zum 24. Mai 1913 dauerten die Festlichkeiten. Noch einmal inszenierte sich die Monarchie als glanzvoll herrschende Schicht, noch einmal kam die europäische Fürstenfamilie vor dem Ersten Weltkrieg zusammen. Aus England war König Georg V. und seine Frau angereist; der britische Monarch trug zu diesem Anlass die preußische Uniform eines Generals. Der russische Zar kam einen Tag später, mit friderizianischer Grenadiersmütze.[9] Das ausgefeilte Zeremoniell war dazu geeignet, die Hochzeit als Friedensfest darzustellen, ging es doch um nichts weniger als die Aussöhnung von Welfen und Hohenzollern. Im Glanz von Liebe auf den ersten Blick, die– so wollte es der kaiserliche Hof berichtet wissen und so erzählt es auch die greise Viktoria Luise später in ihren Erinnerungen – es vermochte, den alten Konflikt zu überwinden.[10]

Nach der Hochzeit zog das Paar nach Rathenow, wo Ernst August ein Eskadron der Zieten-Husaren übernahm. Hier verbrachten beide die ersten Monate ihrer Ehe, bis in Braunschweig alle Vorbereitungen für die Übernahme des Herzogamtes abgeschlossen waren. Am 1. November 1913 schickte die Mutter des frisch gebackenen Herzogs, Thyra, ein Telegramm nach Rathenow:

„In diesen bedeutungsvollen Stunden, da Du soeben Dein Regierungspatent unterzeichnet hast, gedenken wir Deiner und der teuren Sissy mit den allerinnigsten Segenswünschen für Eure und Braunschweigs glückliche Zukunft. Gott geleite alle Eure Wege. Euch innigst umarmend Tyra“.[11]

Am 03. November zog das Paar in Braunschweig ein. Der Herzog war zu diesem Zeitpunkt 25, der Herzogin 21 Jahre alt; sie war bereits im fünften Monat schwanger. Am Morgen des großen Tages telegraphierten die beiden nach Gmunden an die Eltern des Herzogs: „Beim verlassen [!] unseres kleinen Heimes senden wir Euch innige Grüsse [!] wie sind wir glücklich und dankbar diesen schönen Tag erleben zu dürfen Sissy Ernst August“.[12] Schon mittags ließ man wissen, man sei eben in „unser herrliches Braunschweig eingezogen“.[13]

Für das Paar brachte der Einzug in Braunschweig und die Übernahme des Herzogamtes viele Neuerungen. Besonders für Ernst August war sein neues Leben als Monarch voller Herausforderungen. Nach den ersten zehn Tagen im Amt schrieb er am 13. November an seinen Vater: „Mein lieber Papa, es ist schrecklich, daß ich Dir jetzt erst zurück geschrieben habe. Es ist aber so furchtbar viel zu tun, daß ich kaum einen Moment für mich habe.“[14]

Vor der Landesversammlung beteuerte der Herzog, dass es sein „ständiges Bestreben sein [werde], die Regierung so zu führen, daß jeder ohne Unterschied der Klassen die Überzeugung gewinnen wird, tatkräftige Fürsorge für das Gedeihen des Landes und das Glück der Braunschweiger sei der Leitstern alles Meines Handelns und Tuns.“[15] Er bat die Abgeordneten für die Zukunft um „volles Vertrauen“ und „treue Mitarbeit“.[16]

Der junge Herzog war aber mitnichten gut auf sein Amt vorbereitet, als möglicher Thronfolger war sein älterer Bruder Georg Wilhelm systematisch aufgebaut worden. Ernst August war ein Kavallerieoffizier im Truppendienst; jetzt sollte er als Monarch dem Land Braunschweig vorstehen. Diese Aufgabe stellte ihn vor große Herausforderungen.

Die Regierung

War der Erbanspruch der jüngeren welfischen Linie nach dem Tod des alten Herzogs 1884 auch in Braunschweig abgewiesen worden, so blieb Ernst August sen. doch beharrlich bei seiner Meinung, dass er der einzig legitime Erbe des Herzogstitels sei. Diesen Rechtsanspruch erkannte die Landesversammlung auch grundsätzlich 1898 an[17], aber dies geschah nicht, weil die Braunschweiger nun plötzlich ihre Liebe zu den hannoverschen Welfen entdeckt hätte – es war vielmehr eine Trotzreaktion auf die Drohung, dass sollte ein Welfe auf den Braunschweiger Thron steigen, sei die Existenz des ganzen Landes gefährdet. [18]

Bevor das neue Herzogspaar in Braunschweig einzog, gab es zwei Interrimsregenten, die von Preußen eingesetzt wurden. Albrecht von Preußen und Johann Albrecht von Mecklenburg waren beide aber wenig engagiert und hatten kaum Interesse, die ohnehin schwache Stellung des Herzogs in Braunschweig zu stärken. Während Albrecht von Preußen wirklich desinteressiert an seiner Position war – er verstand sich in erster Linie als General der preußischen Armee –, hatte Johann Albrecht von Mecklenburg zwar den Anspruch ein „Platzhalter der Welfen“ [19]zu sein, aber er war sehr viel mehr an der Kolonialpolitik als an seiner Aufgabe im Land Braunschweig. Alle Regierungsgeschäfte wurden seit dem Tode Wilhelms von Bürgerlichen geführt. Dieses führte dazu, dass sich eine abgeschlossene Gruppe von hohen Verwaltungsbeamten bildete, die ein staatstragendes Selbstverständnis hatte und sich dem Adel überlegen ansah.[20]

Viel mehr als der oberste Notar des Landes war der Herzog von Braunschweig seit der Verfassung von 1832 nicht mehr. Diese wies eine „antimonarchische Tendenz“ auf (Anm. Schildt) und beschnitt die Befugnisse des Monarchen erheblich. Er hatte kaum politischen Gestaltungsraum und Entscheidungsbefugnis. Das Wahlrecht bevorzugte die Oberschicht, die sich die Verwaltungsaufgaben untereinander aufteilte. Und diese Oberschicht war zum größten Teil nicht an der Thronbesteigung durch einen Welfen interessiert, weil sie um ihren Einfluss bangte – auch wenn die politischen Gegebenheiten und die Verfassung ein starkes Fundament für ihre Besitzstandswahrung darstellten. Aber ihre starke Stellung hatte sich seit 1884 durch eine weitestgehende Abwesenheit von Monarchie erst gefestigt. Sollte ein starker Monarch wieder an die Spitze der Regierung gelangen, so wurde befürchtet, dass sich an der Situation im Staate Braunschweig etwas ändern konnte. Und ein braunschweigischer Herzog mit Ambitionen war für die Spitzenbeamtenschaft etwas Ungewohntes, waren sie doch bisher gewohnt, die Geschäfte alleine zu führen.[21] Konflikte waren in nahezu allen Fragen vorherzusehen. Dem Gestaltungswillen des jungen Herzogs wurde sehr schnell Grenzen aufgezeigt; selbst in so unwichtigen Fragen wie der Titelgebung für Beamte bekam er Gegenwind. Schlussendlich konnte er sich in nur bei der Wahl der Uniformen seiner Forstbeamten einbringen und die Standarte für sein Auto wählen, da ging es ihm genau so wie vielen seiner Mitmonarchen auch.

Die Braunschweiger Sozialdemokraten ging in Opposition zu den Welfen, sie fühlten sich verschachert.[22] Dabei gab es durchaus Stimmen, die die welfische Thronfolge unterstützten. Die Unterstützung der jüngeren welfischen Linie speiste sich aus der Sehnsucht nach monarchischem Glanz; die Interrimsregenten erfüllten den Wunsch danach nur sehr bedingt, Johann Albrecht von Mecklenburg aber mehr als Albrecht von Preußen. Die Braunschweigische Landes-Rechts-Partei unter ihrem Vorsitzenden Werner Graf von der Schulenburg-Hehlen war die wichtigste unter den pro-welfischen Organisationen, die nicht nur der alten Herrscherfamilie treu ergeben waren, sich aber auch durch diese Treue Vorteile erhoffte.[23] Der frisch inthronisierte Herzog Ernst August schrieb 1913 an seinen Vater: 

„Ich habe ihnen gesagt, ich würde immer unparteiisch sein. Es wäre meine Pflicht dafür zu sorgen, daß in Braunschweig Ruhe eintrete und es wäre ihre Pflicht mich darin zu unterstützen. Da meinten sie Schulenburg müsse sich jetzt im Augenblick wohl zurück halten. Da sagte ich: ‚Jawohl selbstverständlich ich muß die erste Zeit möglichst vermeiden mit irgend Parteileuten zusammen zu kommen, damit keine Partei Grund fände, irgend wie die Ruhe zu stören.’ Auch die Parteien der Minister könnten nicht bevorzugt werden.“[24]

Weiter schreibt Ernst August, dass die Minister zähneknirschend zugestimmt hätten, aber eingesehen hätten, dass – um Ruhe im Land zu gewährleisten – er als neuer Herzog geschützt werden müsse, auch vor den Parteigängern der Minister. [25]

Krieg

Von den Ereignissen in Sarajevo, die der Beginn der Katastrophe des Ersten Weltkriegs sein sollten, erfuhren Viktoria Luise und Ernst August während einer Reise in den Süden. Die beiden schickten sofort ein Telegramm nach Gmunden:

„erfahren hier in meran auf unserer Autotour die namenlos erschütternde nachricht vom tode franz ferdinand [!] u seiner frau gott stehe dem armen kaiser in disen [!] schweren tagen bei komen [!] zurück so schnell wie moeglich = sissy poll“[26].

Mit den Beginn des Krieges begab sich Ernst August sofort an die Front. Er wurde im X. Armeekorps eingesetzt, aber nicht seiner Ausbildung als Truppenoffizier entsprechend, sondern im Stabsdienst. Ein regierender Monarch war an der Front undenkbar; aufgrund seiner Ausbildung konnte er aber auch keine militärischen Führungsaufgaben auf Stabsebene übernehmen. Als er seine spätere Frau kennenlernte war er Oberleutnant[27], mit seinem Eintritt in die preußische Armee wurde er Rittmeister[28]. In Rathenow führte er eine Eskadron, die kleinste taktische Einheit der Kavallerie. Jetzt war er aufgrund seiner Position als Herzog ein Generalmajor[29], der aber nicht eingesetzt werden konnte. Seine Tätigkeit als Meldeoffizier im Stab von General v. Emmich empfand er als frustrierend und unnütz. Seinen ganzen Kriegseinsatz verbrachte er – bis auf ein paar Besuche an der Front – in Belgien und Frankreich in der Etappe. [30] Ernst August schrieb am 10. September des ersten Kriegsjahres an seinen Vater:

„Die Soldaten leisten unglaubliches [!]. Man würde es nicht für Menschen möglich halten, was die Leute aushalten. Ich bin hier lediglich als Zuschauer […]“. Im Hauptquartier habe er „so viel gebeten man müßte mir etwas zu tun geben, ich könnte das Zuschauen nicht mehr aushalten.“ Im Stab, so führte der junge Herzog weiter aus, hätte man ihn abgewiesen. Resigniert stellte er fest: „Da kann man also nichts machen. — Nur kommt es oft sehr komisch vor, als Zuschauer im Feuer zu stehen; besonders wenn ich dann an meine Leute denke, die bis auf Knigge alle verheiratet sind und nur für mich mit gegangen sind […].“ Und weiter: „Es ist unbegreiflich, wie die Leute das aushalten.“[31]

Die Enttäuschung über den Einsatz ist in diesem Brief deutlich erkennbar. Ernst August schämte sich. Er habe am gestrigen Abend das Eiserne Kreuz erhalten, berichtete er seinem Vater, aber:  „Ich geniere mich es zu sagen, noch viel mehr es zu tragen, denn ich habe, wie du schon aus dem Brief heraus gelesen haben wirst, nichts getan. Ich fürchte mich schon auf den Augenblick, wo es bekannt wird und die Leute sagen, was hat er denn getan. Ich bin öfter im Granatfeuer gewesen, aber getan habe ich nichts.“[32]

Ganz anders sah das seine Frau, die begeistert ihren Schwiegereltern telegraphierte: 

„Polldi schreibt mir eben dass er das eiserne Kreuz schon vor langer Zeit erhalten hat, bin selig, echt wie er so bescheiden mir nicht zu telegraphieren dachte wäre doch hübsch Geburtstagsfreude für Dich lieben Papa umarme Sissy.“[33]

Die junge Herzogin verblieb derweil in Braunschweig. Über diese Zeit berichtet sie in ihren Memoiren: 

„Ich bangte um meinen Mann wie alle anderen Kriegerfrauen auch. Zu dieser Sorge trat noch die Verantwortung, die ich für das Herzogtum zu tragen hatte. Ich war von meinem Mann für die Zeit seiner Abwesenheit als Regentin eingesetzt worden. Er hielt das für zweckmäßiger als etwa die Berufung eines Regentschaftsrates. Ich habe mich bemüht, die Regentschaftsgeschäfte nach bestem Können zu erledigen. Selbstverständlich nahm ich mich auch sofort der verwundeten Soldaten an. Den größten Teil unseres Residenzschlosses ließ ich als Lazarett einrichten. Täglich sah ich dort nach dem Rechten; nicht ohne besonders den Schwerverwundeten Trost zuzusprechen. Wenn ich, wie ich das häufiger tat, mit unserem Sohn auf dem Arm die Verwundeten besuchte, leuchteten die Augen der Väter unter ihnen auf.“[34]

Tatsächlich sollte Viktoria Luise ihren Mann während seiner Abwesenheit vertreten. Am 06. August 1914 übernahm sie formal die Regierungsgeschäfte.[35] Jedoch tat sie dies in Realität nur symbolisch – eine Durchsicht der Akten der Regierung zeigt, dass sie nur zwei Unterschriften leistete. 

Wie in vielen anderen deutschen Monarchien der Zeit wurde das Schloss zu einem Lazarett, was in erster Linie der Repräsentation diente, zeigen sollte, das man sich kümmert. Sehr bald nach dem Beginn des Krieges wurde die Krankenstation eingerichtet. Viktoria Luise telegraphierte ihren Schwiegereltern dazu: „innige Grüsse haben jetzt 50 Verwundete im Schloss umarme alle Sissy“.[36] Es hatte aber nicht besonders lange Bestand. Schon im Januar 1915 schrieb der Herzog seinem Vater: „Das Lazarett wird jetzt in die Burg Dankwarterode [!] verlegt, damit es später hier aus dem Hause weg ist.“[37]

Weil die Versorgung der Verwundeten im Reich besondere Aufmerksamkeit genoss und hierin eine der zentralen Aufgaben der „Heimatfront“ gesehen wurde, finanzierte in Braunschweig durch Spendengelder einen Lazarettzug mit dem Namen Z1 Herzogin Viktoria Luise, der am 17. November 1914 seine erste Fahrt unternahm.[38]

Schon in der ersten Hälfte des Jahres 1915 zog sich Ernst August aus dem Kriegseinsatz zurück. Großen Einfluss auf die Entscheidung, wieder in sein Herzogtum zurückzukehren scheint seine Frustrationserfahrung im Stab des X. Armeekorps zu sein. Im März 1915 schrieb er seinem Vater: „Hoffentlich ist dieser furchtbare Krieg bald vorbei, man hätte soviel zu fragen und zu sprechen über Ansichten etc. aber das past [!] ja nun mal nicht“.[39] Die Entscheidungen, wie der Krieg zu führen sei, oblagen nicht dem Adel, sondern dem Militär; Ernst August konnte im Spannungsfeld zwischen regierendem Monarch und unqualifiziertem Rang keine andere Rolle spielen, als die eines untätigen Meldeoffiziers. Dies empfand er als höchst bedrückend, an seine Frau schrieb er: „Habe in meinem ganzen Leben noch nicht so eine dumme Rolle gespielt wie hier“.[40] Dazu kam die Scham über Ehrungen und Berichte, die er für unangemessen hielt.[41] Im weiteren Verlauf des Krieges reiste er noch einige Male an die Front, aber nur um Truppen aus Braunschweig zu besuche; der aktive Dienst war für ihn in der Mitte des Jahre 1915 vorbei.

An der Heimatfront

Zurück in Braunschweig wurde dem Herzog aber schnell klar, dass er auch hier eine unnütze Rolle zu spielen hatte. Der Zwangssparstreik zeigte ihm endgültig seine Ohnmacht auf. Der Kommandierende des X. Armeekorps in Hannover befahl, dass Jugendliche unter 18 Jahren den Teil ihres Lohnes, der 16 Mark in der Woche überschritt, zu sparen hätten. Dieser sollte angelegt werden, ohne dass die Jugendlichen darauf Zugriff gehabt hätten. Als Reaktion darauf kam es zu Streiks.[42] Den Protesten schlossen sich auch arbeitende Frauen an, es kam zu Tumulten und Plünderungen. Der Herzog hatte vor, einzugreifen und sich für die jungen Arbeiter einsetzen. In Hannover machte er aber eine der demütigensten Erfahrungen seiner Laufbahn, denn er wurde mit seinen Ministern gar nicht vorgelassen. Deutlich bekam der junge Monarch zu spüren, wer im Lande das Sagen hatte. Die Regierungsgewalt war durch den Kriegszustand dem Miltärgouverneur in Hannover übertragen worden, die Regierung in Braunschweig hatte keine Kompetenz mehr.[43] Die Herzogin schrieb an die Familie in Gmunden über die „Zwangssparsamkeit der Mindestjähringen“ in drastischen Worten. Sie bezeichnete den Kommandierenden in Hannover als Rindvieh. („Der Linde Luden ist schon ein Rindvieh!“) Und die Hilflosigkeit des Herzogs sei ein Problem gewesen („Für meinen armen Polldi war es wirklich gräßlig“).[44]

Entwicklungen wie diese trugen entscheidend zur Frustration der Herzogs bei, denn an der Lösung des Konfliktes hatte er keinerlei Anteil. Diese Episode führte ihm deutlich vor Augen, dass er keine wirkliche Bedeutung für sein Herzogtum hatte; er war nur noch schmückendes Beiwerk, das den letzten Glanz des zu Ende gehenden Zeitalters der Monarchie in Deutschland erhalten sollte. Die Konfliktparteien, darunter die streikenden Jugendlichen, die Gewerkschaften und auch die Braunschweigische Beamtenschaft verhandelten nur mit der Militärregierung in Hannover, nicht aber mit dem Herzog. Der Erlass wurde im Mai 1916 wieder aufgehoben, die Militärregierung sah das große Konfliktpotential, das darin steckte, nachdem auch die Gewerkschaften sich auf die Seite der Streikenden stellten. Im Rückblick beschrieb Viktoria Luise die Situation so: 

„Er war nicht Herr im eigenen Hause; er mußte zusehen. Die entscheidenden Befugnisse lagen beim Kommandierenden General in Hannover. […] Mein Mann war überzeugt, daß wir uns mit unserer Arbeiterschaft besser und verständnisvoller auseinandergesetzt hätten.“[45]

Mehr und mehr zog sich der Herzog zurück. Sein bevorzugter Aufenthalt wurde Blankenburg, wo er sich gerne jagdlich betätigte. Die langen Abwesenheiten aus Brauschweig stellte aber die Beamtenschaft vor Herausforderungen, wenn es um bürokratische Abläufe ging. Am 14. Juli 1916 wurde dem Herzog die „Erörterung über die Stellung des Herzoglichen Staatsministeriums und des Herzoglichen Kabinetts“ vorgelegt. Grund dafür scheinen Probleme in der korrekten Abwicklung der Regierungsgeschäfte gewesen zu sein. Mit den „Erörterungen“ sollte dargelegt werden, wie der korrekte bürokratische Ablauf von Unterrichtung und Weisung zu sein habe.

Schon am 15. März 1916 schrieb Minister Wolff dem Herzog, dass die häufigen Abwesenheiten des Herzogs besondere Maßnahmen nötig machten. Die Minister mussten sehr häufig ohne den Herzog Entscheidungen treffen und wollten nun sicher gehen, dass eine mit dem Herzog abgestimmte Regelung zustande kam. Der „höchste Spezialbefehl“ sollte als Verfahren beibehalten werden. Wolff schrieb: „Ich gestatte mir ehrfurchtsvoll ausdrücklich darauf aufmerksam zu machen, daß auch in den Angelegenheiten beregter Art Vortrag oder Bericht erfolgt, wenn nach dem pflichtgemäßigen Ermessen der Minister wegen der Lage des Einzelfalls ein Interesse der Höchsten Stelle hinsichtlich der Sachlage anzunehmen ist“. 

Wolff fasste zusammen: Könne man den Herzog „im Depeschenwege“ sicher erreichen, so solle der „Höchste Spezialbefehl“ eingeholt werden. Wäre ein Bericht möglich, würde der Befehl aber nicht rechtzeitig eintreffen, wären die Minister befugt, einen „antragsgemäßen Befehl“ anzunehmen. In sehr eiligen Fragen sollten die Minister aber selbst „auf höchsten Spezialbefehl“ entscheiden dürfen, nachträglich sei aber dem Herzog Meldung zu machen. Wolff schrieb weiterhin:

„Schließlich darf ich mir gestatten folgendes hervorzuheben: Eine große Reihe von Geschäftsangelegenheiten ist dem Staatsministerium kraft Gesetzes oder sonstiger Rechtsnorm zur Erledigung überwiesen. Auch in solchen Angelegenheiten wird Vortrag gemacht oder Bericht erstattet, wenn der beteiligte Minister ein besonderes Interesse der Höchsten Stelle annimmt oder Höchster Befehl in dieser Richtung erteilt ist.“

Hier wurde dem Herzog sehr deutlich gemacht, dass die Minister nicht verpflichtet waren, den Herzog in jeder Frage zu unterrichten; die Spitzenbeamten eroberten sich Handlungsspielraum in den wenigen zu behandelnden Regierungsangelegenheiten. Sie suchten Wege, um störungsfrei den Staat zu lenken; war der Herzog am Beginn seiner Amtszeit noch motiviert und handelnd, war er in der Mitte des Krieges passiv und zurückgezogen. Zu Beginn hatte die Spitzenbeamtenschaft mit einem innovativen und überraschend aktiven Herzog zu kämpfen, jetzt fiel sie aber in alte Verhaltensmuster zurück, die aus der Zeit stammten, in denen Braunschweig ohne einen welfischen Monarchen regiert worden war.

Nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Militärdienst war Ernst August meistens in Blankenburg, nicht mehr sehr häufig in Braunschweig; auch reiste er gelegentlich nach Gmunden. Er konzentrierte sich auf Dinge, in denen er sich ausleben und aktiv sein konnte. Neben dem Hoftheater war es vor allem die Jagd, die ihn beschäftigte. Seinem Vater schrieb er aus Blankenburg am 21. Januar 1916: „Man hat hier 6 Wilddiebe gefangen. Diese dummen Buben haben mir von den besten Hirschen 3 rausgeschossen.“[46] Seine jagdlichen Ambitionen waren mit der chronischen Unterversorgung der Bevölkerung nicht zu vereinbaren – wie auch seine ausgesprochene Freizeitorientierung nicht mit seinen Aufgaben als Herzog vereinbar war. Die Familie des Herzogs hatte ihren Lebensmittelpunkt nach Blankenburg verlegt, in Braunschweig hielt sich der Herzog immer weniger auf. Der Minister Wolff schrieb am 16. Februar 1916 an den Herzog: „Eure Königliche Hoheit wollen es gnädigst mit der Lage der Landesgeschäfte entschuldigen, wenn ich nochmals ehrfurchtsvoll darauf hinweise, daß die Rückkehr Eurer Königlichen Hoheit alsbald nach dem 22. d. Mts. stattfindenden Beginne der Landtagsverhandlungen sehr erwünscht sein dürfte.“[47] Das Staatsministerium müsse dringend dem Herzog in verschiedenen Angelegenheiten vortragen. Auch Paul Knoke, der Chef der Verwaltung, ermahnte den Herzog angesichts der immer prekärer werdenden Lage in Braunschweig, sich wieder mehr auf die Stadt zu konzentrieren.[48] Der Herzog schrieb am 12. November 1917 an seinen Vater: 

„Knoke hat mir doch einen sehr dringlichen Brief geschrieben über die Stimmung nicht nur hier sondern auch drüben, dass wir nie in Braunschweig seien. So ganz unrecht haben die Leute ja nicht. Von zwei vollen Jahren sind wir nur 6 Monate in der Stadt gewesen.“[49]

Er bereue es nicht, auf dem Lang gelebt zu haben, schrieb der Herzog weiter. Aber nun sei es Zeit, wieder in die Stadt zu gehen. Überall würde fürchterlich gehetzt, gegen den Kaiser und die Fürsten. Dieses sei der Entente zuzuschreiben, meint Ernst August: 

„Es ist selbstverständlich, dass hier ein gutes Arbeitsfeld für diese Art von Leuten vorhanden ist. Sie brauchen nur die Parteien gegen einander auszuspielen. Unsere früheren Gegner fragen z.B. den Welfen: Wo ist denn Euer Herzog? Was tut er denn für Euch? Was habt Ihr uns denn früher alles vorgeschwätzt? Leider soll es drüben (in Braunschweig, cfr) auch schon in der Weise ausgenutzt werden.“[50]

Durch Ungeschicklichkeit habe er viel versäumt, räumt der Herzog ein. Er beschäftige sich jetzt mit Knoke mit einem neuen Wahlrecht, was ihn sehr in Anspruch nehme. Zudem solle es ein neues Ansiedlungsgesetzt geben, wie auch ein neues Beamtengesetz.[51]

Der Herzog hatte also durchaus noch ein ein großes Verantwortungsgefühl für seine monarchische Aufgabe. Die Gesetze zum Siedlungswesen wurden auch schnell realisiert, und insgesamt kann man sagen, dass die Unterschriften des Herzogs unter Gesetzen und Erlassen stark zunahmen. Der größte Brocken, das Wahlrecht, wurde mit viel Aufwand vorbereitet. In den Akten des Staatsministeriums findet sich eine „Stellungnahme des Staatsministers Wolff zur Wahlrechtsreform (nur zum inneren Gebrauch bestimmt)“. Wolff sagt, es sei „keineswegs erforderlich, die gesamten Wahlen zum Landtage dem allgemeinen gleichen Wahlrecht zu unterstellen“. Die großen politischen Fragen würden ohnehin im Reichstag verhandelt, so argumentiert er und sagt weiter:“ Die Hauptaufgaben des braunschweigischen Landtages bestehen in Förderung der Wohlfahrt der Bewohnerschaft nach Beruf und Örtlichkeit.“ Über eine Entwurfsfassung kommt das neue Braunschweiger Wahlrecht allerdings nicht hinaus, denn das Ende des Ersten Weltkrieges und die daraus resultierenden Folgen veränderten die Gesamtlage dramatisch.

Revolution

War Ernst August nun ein „politisch gefesselter Monarch“[52], wie ihn Gerhard Schildt beschreibt, oder einfach kein „politischer Kopf“[53], wie ihn Dietrich Kuessner nennt? Die Verfassung beschränkte seinen Handlungsspielraum, die Spitzenbeamten um ihn handelten selbstbewusst an ihm vorbei. Sein Vater vertrat seine Meinung nachdrücklich durch die Vermittlung von Paul Knoke. Aber er war schon ein politischer Kopf, denn er was sich seiner Rolle als Monarch bewusst. Auch wenn er versuchte, zwischenzeitlich aus dieser zu flüchten, kehrte er aber am Ende des Krieges wieder zurück.

Im späten Oktober 1918 war man im Braunschweiger Schloss durch die Berichte von Friedrich Boden bestens über die Entwicklungen in Berlin informiert. Über ein Antwortschreiben an Präsident Wilson berichtet Boden, der amerikanische Präsident kenne die Veränderungen, die sich gerade in Berlin vollzögen: „Die Friedensverhandlungen werden von einer demokratischen Regierung geführt werden, deren entscheidende Machtbefugnisse in der Verfassung des Deutschen Reiches dauernd verankert sind.“ Einen Tag später schrieb Boden, Ludendorff sei entlassen worden und mit ihm ginge „der oberste Träger des potenzierten Siegesgedankens“ und „der Träger desjenigen militärischen Systems, das eben wegen dieser unbedingten Siegeszuversicht einen entscheidenden Einfluß auch auf den Gang der politischen Dinge wie überhaupt auf alles in diesen Kriegsjahren glaubte ausüben zu dürfen und das nun ein furchtbares Fiasko erlebte in dem Augenblick, wo es sich zeigte, daß die Siegesmöglichkeit nicht mehr vorhanden war.“ Scharf kritisierte Boden, dass der General ständig in die Politik eingegriffen habe. Hindenburg lobte er dagegen. Dabei ließ er keinen Zweifel daran, dass die militärische Lage recht aussichtslos sei. Er endete mit der Feststellung: 

„Ich glaube auch, daß wenn man die Lage im ganzen betrachtet, ohne Schwarzseherei, sich jetzt einem die Empfindung aufdrängt: wir sind so ziemlich fertig, und man muß nach den Eindrücken der letzten Tage nun auch das Eine fürchten, daß nämlich die Abdankung des Kaisers und dann auch des Kronprinzen wohl kaum aufzuhalten sein wird.“[54]

Die Stimmung stand auch in Braunschweig auf der Kippe, die Lage wurde im späten Oktober 1918 immer angespannter. Man rechnete mit Unruhen, am 03. November kam es zu ersten Demonstrationen.[55] Die Herzogin lag mit der spanischen Grippe im Bett, wie sie in ihren Erinnerungen schreibt. Ab und an sei ihr Mann zu ihr gekommen und habe sie über die Entwicklungen informiert. Am 07. November sei das Gefängnis gestürmt und die Gefangenen befreit worden. Öffentliche Gebäude wurden besetzt, wie auch die Wache des Schlosses. Aus diesem Grund habe Ernst August die Tür abgeschlossen, was natürlich keine Sicherung gewesen sei.[56]

Tatsächlich war seit dem 07. November die Wache des Schlosses unbesetzt. Der Herzog hatte folgenden Befehl gegeben:

„Seine Königliche Hoheit der Herzog haben den Wunsch, daß die Wache und die Posten der Schloßwache bei einem eventuellen Demonstrationszug vor das Schloß die Demonstranten nicht aufhalten und auch nicht das Garnisonskommando um Verstärkung bitten sollen. Seine Königliche Hoheit betrachten die Wache nur als Ehrenwache und wünschen nicht, daß ein Soldat der Schloßwache, um für die Sicherheit der Herzoglichen Familie einzustehen, sein Leben einsetzt. Diese besondere Anweisung bleibt bis auf Weiteres in Kraft und ist den jedesmaligen Wachthabenden zu übergeben.“[57]

Am Abend des gleichen Tages wurden die Wachen entwaffnet, die Hausflagge wurde beschossen und fiel herab. Eine Gruppe Soldaten drang ins Schloss ein. Sie wollten sich beim Herzog über militärische Angelegenheiten beschweren und zeigten sich verwundert, als der Herzog ihnen eröffnete, dass er keinerlei Befehlsgewalt habe. Darauf verließen die Soldaten das Schloss wieder, merkten aber an, dass sie wieder kommen würden, sollten sie noch weitere Anliegen haben. Ein Soldat hätte sich unverschämt gezeigt, sei aber von den anderen zurechtgewiesen worden.[58]

Die Revolution war ein Ereignis, das sich auf das urbane Zentrum Braunschweig beschränkte. In den anderen Landesteilen, wie Wolfenbüttel, Blankenburg oder Holzminden, fand sie einfach nicht statt; hier sorgte das konservative Milieu und die sehr gut funktionierende Verwaltung dafür, dass es nicht zu Tumulten und Gewalt kam – es blieb ruhig.[59] Doch am 08. November überschlugen sich die Ereignisse in Braunschweig. Vormittags wurde vor dem Schloss demonstriert. Es wurden Reden gehalten und ein Soldatenrat gebildet, der sich mit dem schon existenten Arbeiterrat zusammentat. Im Schloss blickte man mit Sorge auf das, was sich vor den Fenstern abspielte. Mit der Runde aus Ministern, Paul Knoke und Bügermeister Retemeyer beriet sich der Herzog über die Handlungsoptionen. Noch vor dem Mittag wurde folgende Proklamation abgegeben:

„Nachdem Ich durch Fühlungnahme mit den verschiedenen Bevölkerungskreisen die Überzeugung gewonnen habe, daß auch die letzten Vorschläge zur Umgestaltung des Landtagswahlrechts zur Erhaltung befriedigender Umstände im Herzogtume nicht geeignet sind, habe Ich mich entschlossen, der Landesversammlung die Streichung aller Sonderwahlen vorzuschlagen, sodaß [!] das Reichstagswahlrecht die ausschließliche Grundlage des geplanten Gesetzes bildet.

Braunschweig, den 8. November 1918

gez. Ernst August. gez. von Wolff. gez. Boden. gez. H. Krüger.“[60]

Noch einmal bäumte sich die braunschweigische Monarchie gegen ihren drohenden Untergang auf und machte den revolutionären Kräften vor ihrer Tür ein Angebot, von dem sie annehmen konnte, dass es Gehör finden würde. Die Durchsetzung des Reichstagswahlrechts sollte die tiefempfundenen Ungerechtigkeiten des braunschweigischen Wahlrechts beseitigen und so die eigene Existenz retten, aber es war zu diesem Zeitpunkt bereits zu spät.

Am Nachmittag sollte die Delegation des Arbeiter- und Soldatenrates ins Schloss kommen, man bereitete sich darauf vor, wie der Bericht zum Ablauf der revolutionären Ereignisse berichtet. Der Herzog solle zum Verzicht aufgefordert werden, im Falle einer Weigerung werde man ihn verhaften. Auf den Rat von Wolff und Knoke habe der Herzog daraufhin verlautbaren lassen: 

„Verzichten kann ich nicht, wohl aber bin ich bereit, Mich zu verpflichten, Mich jeder Regierungshandlung zu enthalten, solange der Arbeiter- und Soldatenrat besteht und nichts zu unternehmen oder zu unterstützen, was zur Beseitigung des Arbeiter- und Soldatenrates dient.“[61]

Der Herzog stemmte sich gegen das drohende Schicksal; er suchte Wege, um die Monarchie zu erhalten. Die Abordnung, die später im Schloss erschien, wurde vom Herzog und seinen engsten Beratern empfangen. Die Abdankungsurkunde, die sie mitgebracht hatten, wurde dem Herzog vorgelegt; zu Verhandlungen waren die Revolutionäre nicht bereit. Der Herzog bat um eine kurze Bedenkzeit. Man kam darüber ein, dass sich der Herzog der Gewalt beugen solle. Die Abgesandten des Arbeiter- und Soldatenrates wurden befragt, welche Garantien man der herzoglichen Familie geben würde. Laut dem Bericht hätten diese geantwortet, dass „die persönliche Sicherheit des Herzogs und seiner Familie gewährleistet würde, ebenso das Privateigentum. Seine Königliche Hoheit könne sich auch vollkommen frei bewegen und würde als freier Bürger in ihrer Mitte willkommen sein.“

Nach einer abermaligen kurzen Beratung unterschrieb der Herzog die Urkunde. Nach der Unterzeichnung der Urkunde durch die Revolutionäre habe der August Merges das Wort ergriffen, der die Delegation anführte: „Der Sprecher August Merges begrüßte Seine Königliche Hoheit als Bürger von Cumberland und betonte, daß das ganze Volk Ihm diesen Schritt danken würde.“[62]

Die Familie des ehemaligen Herzogs verließ Braunschweig in Richtung Blankenburg, wo die Kinder untergebracht waren. Nachdem man sie geholt hatte, stiegen alle in Aschersleben in einen Sonderzug, mit dem Max von Baden und seine Familie aus Berlin nach Süden fuhr.[63] In Augsburg fand die Familie eine Unterkunft, in der sie einige Tage blieben konnten. Am 15. November 1918 telegraphierte Ernst August seinen Eltern: „Familie Diepholz Augsburg Wintergasse 9 gut untergebracht alle wohl.“[64]

Hier konnte er ehemalige Herzog zu ersten Mal seit den turbulenten Tagen der Revolution Luft holen und fand Zeit für eine erste Reflexion. Er schrieb am 21 an seinen Vater, man sei auf dem Weg nach Gmunden. Er freue sich auf die Zeit im Familienkreise und weiter: „Ich für meine Person bin innerlich glücklich und zufrieden und fühle mich so frei und erleichtert. Mir tun nur unsere armen Leute in Braunschweig leid […].“[65] Seine Handschrift, die in den Kriegsbriefen ausschweifend und schwungvoll wirkte, ist in diesem Brief sehr deutlich, klein und klar.

Die bürgerliche Presse bedauerte den Schritt des Herzogs. „Wie die Verhältnisse zur Zeit liegen“, erklärten die Braunschweiger Neuesten Nachrichten am 9. November, „mußte der Herzog diesen Schritt tun, so schwer er ihm auch gewesen sein mag und so schmerzlich er die herzogstreue Bevölkerung berühren wird.“[66] Von Seiten der Linken wurde die Abdankung bejubelt.

Fazit

In der Geschichte des letzten braunschweigischen Herzogpaares verdichten sich viele Erzählstränge des langen 19. Jahrhunderts. Wie ein Destillat der Herrschaftsgeschichte wirken die letzten fünf Jahr der Braunschweiger Monarchie, die dann auch als erste im Deutschen Reich untergehen sollte. 

Mit der Hochzeit 1913 wurde einer der Kernkonflikte des Deutschen Kaiserreiches gelöst – möglich gemacht durch die „Liebe auf den ersten Blick“, die zum Narrativ dieser Verbindung wurde. Im Zeichen eines Friedensfestes kam hier die europäische Fürstenfamilie noch einmal vor dem Ersten Weltkrieg zusammen und inszenierte sich glanzvoll.

Die Regierung in Braunschweig war für den jungen Herzog eine Aufgabe, die er nur unzureichend erfüllen konnte. Gegen ihn stand die braunschweigische Verfassung, die selbstbewusst handelnde Beamtenschaft und der aus dem Hintergrund agierende Vater. Im Spannungsfeld zwischen Anspruch und Frust stand der junge Herzog vor Herausforderungen, denen er nicht gewachsen sein konnte.

Dazu kam der Krieg, dessen technokratische Regeln und brutalen Gesetzmäßigkeiten noch die geringsten Spielräume einschränkten. Der Rückzug ins Private, den man seit der Mitte des Krieges mehr und mehr beobachten kann und der mit dem Fortgang aus Braunschweig zur gängigen Familienerzählung der Welfen wurde, war die typische Reaktion eines Monarchen, dem erst langsam, dann mit aller Wucht seine Entscheidungsbefugnis genommen wurde. 

Vor dem Hintergrund seiner Erfahrungen nimmt man dem Herzog die Erleichterung ab, die er empfunden haben mag, nachdem er sein Amt aufgegeben hatte.[67] Aber leichtfertig gab er die Monarchie in Braunschweig nicht auf, wie es in der Forschung gerne dargestellt wurde. Dagegen sprechen die Anstrengungen, die er seit dem November 1917 unternommen hatte und die sich in den Novembertagen des Jahre 1918 verdichteten. Jedoch war es zu diesem Zeitpunkt bereits zu spät, die revolutionären Ereignisse überschlugen sich. Der Verzicht auf Gewalt ist hier das einzige Indiz dafür, dass der Herzog nicht alles für den Erhalt seines Amtes tat – aber auch dafür fehlte ihm einfach die Möglichkeit. 

Sehr viel später schrieb Viktoria Luise in ihren Lebenserinnerungen: „Das ausgeprägte Pflichtgefühl meines Mannes hatte ihn schwer an der Verantwortung als Landesfürst tragen lassen. Er hatte sein Amt sehr ernst genommen. Nun, da die Bürde gefallen war, konnten wir ganz für unsere Familie leben.“[68] Das Leben in Gmunden im Kreis der Familie war der Ausgleich für den Verlust und die konsequente Deutung der eigenen Erfahrung. Dies war typisch für die Monarchen ohne Thron, deren Kronen, wie es Friedrich Engels schon 1887 prophezeit hatte, im November 1918 zu Dutzenden über das Straßenpflaster gerollt waren.[69]


[1] Dieser Aufsatz basiert auf meinen Arbeiten im Projekt 1913, das zum Jubiläumsjahr 2013 durch die Stadt Braunschweig initiiert wurde. Sie wurden zuerst hier veröffentlicht: Frey, Christian Karl: Ernst August und Viktoria Luise in Braunschweig 1913 bis 1918, in: Ute Daniel & Christian Karl Frey, Die preussisch-welfische Hochzeit 1913: Das dynastische Europa in seinem letzten Friedensjahr, S. 111-123.

[2] Viktoria Luise: Ein Leben als Tochter des Kaisers, Göttingen 1965, S. 75.

[3] Ebd., S. 76.

[4] Hartwieg, Wilhelm: Um Braunschweigs Thron 1912/13, Braunschweig 1964. Hartwieg war Staatsminister und auf Braunschweiger Seite an den Verhandlungen beteiligt; sein sehr parteiischer Bericht, der mit großem zeitlichen Abstand von dem Geschehen erzählt, bietet aber dennoch interessante Innenansichten.

[5] Pollmann, Klaus Erich: Das Herzogtum im Kaiserreich (1871-1914), in, Jarck, Horst-Rüdiger & Schildt, Gerhard (Hgg.): Die Braunschweigische Landesgeschichte. Jahrtausendrückblick einer Region, Braunschweig 22001, S. 821-854, S. 823.

[6] Pollmann, Kaiserreich, S. 824.

[7] Ebd., S. 823.

[8] Viktoria Luise: Leben S. 80.

[9] Ebd., S. 93.

[10] Holsten, Henning & Schönpflug, Daniel: Widersprüche eines dynastischen Gipfeltreffens im Jahr 1913, in: Ute Daniel & Christian Karl Frey, Die preussisch-welfische Hochzeit 1913: Das dynastische Europa in seinem letzten Friedensjahr, S. 50-68, S. 65. Holsten, Henning & Schönpflug, Daniel: Liebe auf den ersten Blick: Die Hochzeit von Viktoria Luise von Preußen und Ernst August von Cumberland, in: Meike Buck u.a. (Hgg.): 1913 – Herrlich moderene Zeiten?, Braunschweig 2013, S. 34-42.

[11] Telegramm von Tyra von Cumberland an Ernst August von Braunschweig vom 01. Nov. 1913, Niedersächsisches Landesarchiv (im Folgenden abgekürzt NLA) Dep 103 II Nr. 122/2, 208.

[12] Telegramm von Ernst August von Braunschweig an Ernst August von Cumberland vom 03. Nov. 1913, NLA Dep 103 II Nr. 122/2, 210.

[13] Ebd., 211.

[14] Brief von Ernst August von Braunschweig an Ernst August von Cumberland am 13. Nov. 1913, NLA Dep 103 II Nr. 122/2.

[15] Ansprache vor den Abgeordneten vom 03. Nov. 1913, NLA Dep 103 XVI Nr. 68.

[16] Ebd.

[17] Pollmann: Kaiserreich, S. 828.

[18] Bernhard, Markus: Das braunschweiger Bürgertum am Beginn des 20. Jahrhunderts zwischen „Erfahrungsraum“ und „Erwartungshorizont“, in: Ute Daniel & Christian Karl Frey, Die preussisch-welfische Hochzeit 1913: Das dynastische Europa in seinem letzten Friedensjahr, S. 37-47, S. 44f.

[19] Pollmann: Kaiserreich, S. 829.

[20] Bernhardt, Markus: Was ist des Richters Vaterland? Justizpolitik und politische Justiz in Braunschweig zwischen 1879 und 1919/20, Berlin 2011.

[21] Schildt, Gerhardt: Herzog Ernst August: Ein politisch gefesselter Monarch, in: Meike Buck u.a. (Hgg.): 1913 – Herrlich moderene Zeiten?, Braunschweig 2013, S. 53-60, S. 56.

[22] Machtan, Lothar: Die welfische Monarchie und ihr definitives Ende in Braunschweig, in: Wulf Otte u.a. (Hgg.): 1914… schrecklich kriegerische Zeiten, Braunschweig 2014, S. 92-102, S. 98.

[23] Schmidt, Burkhard: Die Welfenparteien im Herzogtum Braunschweig, in: Braunschweigisches Jahrbuch für Landesgeschichte 83 (2002), S. 59-94.

[24] Brief von Ernst August von Braunschweig an Ernst August von Cumberland vom 13. Nov. 1913, NLA Dep 103 II Nr. 122/2.

[25] Ebd.

[26] Telegramm von Ernst August von Braunschweig an Ernst August von Cumberland am 29. Juni 1914, NLA Dep. 103 II Nr. 122/2.

[27] Viktoria Luise: Leben, S. 75.

[28] Otte, Wulf: Zwischen Welfenstolz und Preussenmacht. Die braunschweigische Thronfolgefrage 1866-1913, in: Buck, Maike u.a. (Hgg.): 1913 – Herrlich moderne Zeiten?, Braunschweig 2013, S. 65-52, S. 51.

[29] Aschoff, Hans-Georg: Die Welfen. Von der Reformation bis 1918, Stuttgart 2010, S. 283.

[30] Aschoff: Welfen, S. 283.

[31] Brief von Ernst August von Braunschweig an Ernst August von Cumberland vom 10. Sept. 1914, NLA Dep 103 II Nr. 122/2.

[32] Ebd.

[33] Telegramm von Viktoria Luise an Ernst August von Cumberland vom 21. Sept. 1914, NLA Dep 103 II Nr. 122/9.

[34] Viktoria Luise: Leben, S. 139.

[35] Otte, Wulf: Viktoria Luise – braunschweigische Landesmutter 1913-1918, in: Biegel, Gerd (Hg.): Viktoria Luise. Kaisertochter, Herzogin und Braunschweiger Bürgerin, Braunschweig 1992, S. 129-142, S. 131f.

[36] Telegramm von Viktoria Luise an Ernst August von Cumberland am 03. Sept. 1914, NLA Dep 103 II Nr. 122/9. 

[37] Brief von Ernst August von Braunschweig an Ernst August von Cumberland vom 21. Jan. 1915, NLA Dep 103 II Nr. 122/2.

[38] Otte: Viktoria Luise, S. 136. Zu Lazaretten in Braunschweig siehe Bein, Reinhard: Braunschweig. Stadt und Herzogtum 1890-1918. Materialien zur Landesgeschichte, Braunschweig 1985, S. 205ff. Die Herzogin richtete ebenfalls eine Stiftung ein. Im Jahr 1915 spendete sie 5.000 Mark für karitative Zwecke – im Gegensatz zu 24.500 Mark, die sie für neue Garderobe ausgab.

[39] Brief von Ernst August von Braunschweig an Ernst August von Cumberland vom 9. März 1915, NLA Dep 103 II Nr. 122/2.

[40] Viktoria Luise: Leben, S. 146.

[41] So bspw. die Berichte über den angeblichen Heldenmut des Herzogs. Aschoff: Welfen (Anm. 30), S. 283.

[42] Bernhard: Bürgertum, S 46f. Ludewig, Hans-Ulrich: Erster Weltkrieg und Novemberrevolution in Braunschweig, in: ebd., S. 124-132, S. 127. Rother, Bernd: Revolution und Revolten in Braunschweig 1916-1923, in: Pollmann, Birgit (Hg.): Schicht – Protest – Revolution in Braunschweig 1292 bis 1937/48, Braunschweig 1995, S. 165-174, S. 165ff.

[43] Ludewig, Hans-Ulrich: Der Erste Weltkrieg und die Revolution (1914-1918/19), in: Jarck, Horst-Rüdiger & Schildt, Gerhard (Hgg.): Die Braunschweigische Landesgeschichte. Jahrtausendrückblick einer Region, Braunschweig 22001, S. 915-944, S. 916. Zur den weitreichenden Kompetenzen der Militärbefehlshaber siehe Deist, Wilhelm: Militär und Innenpolitik im Weltkrieg 1914-1918, Erster Teil, Düsseldorf 1970, S. XL-XLVI.

[44] Brief von Viktoria Luise an Ernst August von Cumberland vom 08. Mai 1916, NLA Dep 103 II Nr. 122/9.

[45] Viktoria Luise: Leben, S. 195.

[46] Brief von Ernst August von Braunschweig an Ernst August von Cumberland vom 21. Jan. 1916, NLA Dep 103 II Nr. 122/2. 

[47] Brief von Carl Wolff an Ernst August von Braunschweig vom 16. Februar 1916, NLA Dep 103 XVI Nr. 78.

[48] Zur Rolle von Paul Knoke siehe Frey: Ernst August, S. 118f. 

[49] Brief von Ernst August von Braunschweig an Ernst August von Cumberland vom 12. Nov. 1917, NLA Dep 103 II 122/2.

[50] Ebd.

[51] Ebd.

[52] Schildt: Gefesselter Monarch, S. 53-61.

[53] Kuessner, Dietrich: Braunschweiger Novemberrevolution. Mythos und Wirklichkeit, in: Kuessner, Dietrich ua. (Hgg.): Von der Monarchie zur Demokratie. Anmerkungen zur Novemberrevolution 1918/19 in Braunschweig und Reich, Wendeburg 2008, S. 7-76, S. 25.

[54] Brief des Gesandten Friedrich Boden an Ernst August von Braunschweig vom 27. Okt. 1918, NLA Dep 103 XVI Nr. 80.

[55] Ludewig, Hans-Ulrich: Der Erste Weltkrieg und die Revolution (1913-1918/19), in: Jarck, Horst-Rüdiger & Schildt, Gerhard (Hgg.): Die Braunschweigische Landesgeschichte. Jahrtausendrückblick einer Region, Braunschweig 22001, S. 915-944, S. 932f.

[56] Viktria Luise, S. 217.

[57] Herzogliche Proklamation vom 8. Nov. 1918; NLA Dep 103 XVI Nr. 101.

[58] Viktoria Luise: Leben, S. 217; Bericht der Herzoglichen Braunschweigischen General Adjudantur zur Abdankung; NLA Dep 103 XVI Nr. 101.

[59] Torsten Riotte: „Geht unsere ganze Volksbewegung jetzt zu Grunde…?“ – Die welfische Bewegung und der braunschweigische Herzogstitel vor und nach 1913, in: Ute Daniel & Christian Karl Frey (Hgg.): Die preussisch-welfische Hochzeit 1913: Das dynastische Europa in seinem letzten Friedensjahr, Braunschweig 2016, S. 69-80, S. 80.

[60] Ebd. Carl von Wolff und Hugo Krüger waren Mitglieder des Staatsministeriums, Friedrich Boden Gesandter des Staates Braunschweig in Berlin.

[61] Ebd.

[62] Ebd.

[63] Viktoria Luise: Leben, S. 218f.

[64] Telegramm von Ernst August von Cumberland jun. an Ernst August von Cumberland sen. vom 15. Nov. 1918, NLA Dep 103 II Nr. 122/2.

[65] Brief von Ernst August von Cumberland jun. an Ernst August von Cumberland sen. vom 21. Nov. 1918, NLA Dep 103 II Nr. 122/2.

[66] Bein: Braunschweig, S. 272.

[67] Machtan: Ende, S. 93.

[68] Viktoria Luise: Leben, S. 221.

[69] http://mlwerke.de/me/me21/me21_346.htm, eingesehen am 28.10.2019.